Die eigene Holzkohle
✱ Keine Frage, der Markt bietet in Sachen Holzkohle einige sehr gute Möglichkeiten an. Auch einige sehr schlechte, aber das ist hier nicht das Thema. Oder vielleicht doch, denn das wäre zum Beispiel ein Grund, seine Holzkohle selber zu machen. Ansonsten hat die eigene Holzkohle so ein wenig den Charakter von selbst gemachtem Sauerkraut: Man kann hinterher stolz sagen: „Das habe ich in Handarbeit hergestellt, es ist wirklich etwas Besonderes.“
Aber Holzkohle selber machen, geht das überhaupt?
Muss ich mir dazu einen Meiler im Garten aufbauen? Und ist das nicht schrecklich aufwändig? Tatsächlich ist die Eigenproduktion von Holzkohle viel einfacher als man denkt, vorausgesetzt man hat Zugriff auf genügend vernünftiges Holz. Doch bevor man jetzt schon anfängt, dem gesamten Bekanntenkreis kiloweise Brennstoff zu versprechen, erstmal ein paar Grundlagen.
Was ist Holzkohle eigentlich? Holzkohle ist verkohltes Holz. Das klingt sehr platt, trifft es aber ziemlich genau. Denn während verbranntes Holz am Ende zu Asche zerfällt, bleiben von einem trockenen Stück Holz, wenn es unter Luftabschluss verkohlt, schwarze Brocken übrig – eben Holzkohle. Das klassische Verfahren der Herstellung ist der bereits angesprochene Meiler, ein Erdhügel, der über einen großen Stapel aufgeschichtetes Holz gebaut wird. Das Holz wird angezündet und schwelt dann über lange Zeit, bis am Ende alles „verkohlt“ ist. Dabei entstehen auch Holzgas, Holzteer und Holzgeist; es steht also nicht immer nur die Gewinnung von Holzkohle im Fokus.
So simpel sieht ein Holzvergaser aus. Letztlich sind es zwei ineinander stehende Tonnen mit einem Kamin in der Mitte
In großem Stil wird Holzkohle heute in sogenannten Retorten produziert. Vereinfacht gesagt werden dabei Holzscheite in einem geschlossenen Behälter von außen soweit erhitzt, dass der Prozess der Verkohlung startet. Wie lange das dauert, hängt von der Temperatur und der gewünschten Qualität ab. Harte, dichte Kohlen mit sehr viel Kohlenstoff benötigen hohe Temperaturen und mehr Zeit; umgekehrt sind schnell produzierte Kohlen dann weniger dicht, haben mehr Gasbestandteile und weniger Kohlenstoff. Das erklärt, warum hochwertige Kohlen heißer, rauchfreier und länger brennen als die Discountware. Aber dafür kostet gute Kohle dann eben auch mehr.
Meiler, Retorte – all das klingt jetzt nicht so, als könne man es im heimischen Garten umsetzen. Aber es geht auch anders: Mit einem Verfahren, in dem Holzkohle eigentlich ein Nebenprodukt ist, und zwar dem Holzvergaser-Verfahren. Denn wie schon, erwähnt entsteht beim Verkohlen Holzgas, ein Gemisch, das brennbar ist. Es besteht zu wesentlichen Teilen aus Kohlenmonoxid, Wasserstoff und Methan. Es gibt moderne High-Tech-Holzvergaser, die in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (Blockheizkraftwerken) Gebäude sowohl mit Wärme als auch mit Strom versorgen können. Für die Heizung von Einfamilienhäusern gibt es entsprechende Geräte. In Zeiten knapper Rohstoffe während des Krieges und danach besaßen außerdem Autos Holzvergaser, statt mit Benzin wurde in den Motoren dann eben Holzgas verbrannt. Weiterhin gibt sehr einfache Varianten des Holzvergasers. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Tonne, die in der Mitte einen Kamin hat, an dem das Holzgas abfackeln kann. Und die so zu verschließen ist, dass das Holz mit deutlich reduzierter Luftzufuhr brennt respektive eben verkohlt. Man kann solch einen Vergaser selber bauen. Wer aber die Mühe scheut, wird hierzulande fündig, wenn er sich auf die Suche nach Terra Preta begibt. Das ist eigentlich eine holzkohlehaltige Erde aus dem Amazonasgebiet, und einige Firmen bieten sie für den heimischen Markt an: Substrate und Holzkohlen (Pflanzenkohlen) zur Anreicherung des Komposts. Und außerdem eben Holzvergaser, um jene Holzkohle selber zu machen. Unser Holzvergaser – ein relativ kleines Exemplar – wurde uns beispielsweise von TriaTerra zur Verfügung gestellt, bei denen sich alles um Terra Preta dreht. Die Preise reichen je nach Größe der Vergaser von weniger als 100 Euro bis hin zu über 1.000 Euro.
Angefeuert wird mit Sauerstoffzufuhr und ein paar eher kleinen Holzstücken
Während der Pyrolyse verkohlt das Holz; das Holzgas verbrennt an den Löchern des Kamins
Ist alles Gas verbrannt, wird die Holzkohle mit Wasser gelöscht. Sie muss dann trocknen
Und für genug Hitze sorgt die Kohle auch; da kann man in unserem Icon schon ein paar Steaks grillen
Die selbstgemachte Holzkohle brennt gleichmäßig und trotz kleiner Körnung recht ausdauernd, außerdem rauch- und geruchfrei
Die Handhabung ist ziemlich simpel. Zunächst wird mit eher kleinem Anmachholz und mit Sauerstoffzufuhr ein Feuer in der inneren Tonne entfacht. Brennt es gut, wird durch die äußere Tonne die Sauerstoffzufuhr reduziert; die Primärluft zieht jetzt im Wesentlichen durch den inneren Kamin und saugt dabei das Holzgas mit, was durch seine Verbrennung wiederum die Luft noch stärker durch den Kamin und weg vom Holz zieht. Dadurch verkohlt das Holz und verbrennt nicht. Ist das Gas verbrannt, muss der Gartenschlauch ran. Die Holzkohle wird gelöscht. Dann lässt man sie trocknen und kann sie für den Grill nutzen. Jetzt bleibt natürlich die Frage, ob das Endprodukt überhaupt für den Grill tauglich ist. Wir haben für unsere Kohle gut getrocknetes Buchenholz verwendet, übrigens aus dem heimischen Garten. Für den Holzvergaser haben wir zwei größere Scheite in acht kleinere zerteilt, was am Ende – Nachteil des kleinen Vergasers – für eine auch eher kleinkörnige Kohle sorgte.
Ideal für Grills wie den Lotus, aber zum Beispiel auch im Monolith Icon gut verwendbar, in dem wir sie getestet haben. Und Überraschung: Trotz der wirklich simplen Herstellung ist unsere Holzkohle sehr hochwertig. Am Anfang verdampft noch etwas Restfeuchte, aber dann gibt die Kohle richtig Gas; geruchsneutral, rauchfrei, ohne Flammbildung. Das Holz ist also wirklich sehr sauber verkohlt, viel besser als bei manchem Produkt im Handel. Und trotz der recht kleinen Körnung kommen wir im Grill eine Temperatur von 400 °C an. Und das so lange, dass wir locker für eine vierköpfige Familie ein paar ordentliche Steaks nebst Würstchen grillen können. Als Fazit bleibt festzuhalten: Wer keinen Zugriff auf gute Holzkohle hat, aber dafür auf gutes Holz, für den ist die Eigenproduktion eine echte Option. Der Aufwand hält sich in Grenzen, das Ergebnis ist gut. Und es hat, wie eingangs schon erwähnt, den Aspekt des Handgemachten.
Von Markus Mizgalski