Die Königskrabbe aus der Barentssee: Ein königliches Essvergnügen

Die Königskrabbe aus der Barentssee: Ein königliches Essvergnügen

Sie sind alles andere als possierliche Tierchen und werden aufgrund ihrer Größe auch Monsterkrabben genannt. Die Rede ist von King Crabs, den Königskrabben, die ehemals nur im Nordpazifik heimisch waren. Genauer gesagt vor den Küsten Alaskas und vor Kamtschatka, der Halbinsel am östlichen Ende Russlands. Doch in den 1930er Jahren soll Stalin höchstpersönlich den Plan gefasst haben, diese proteinreichen Meeresbewohner in der Barentssee auszusetzen. Da Königskrabben keine natürlichen Feinde kennen, sollten sie sich hier ungehindert vermehren können, um einerseits der Fischereiindustrie ein stabiles Standbein zu verschaffen und um anderseits als eine verlässliche Proteinquelle für die Sowjetbürger zu dienen. Soweit die Legende. Wahr ist, dass russische Wissenschaftler in den 1960er Jahren diese krabbelnden Meeresbodenbewohner in die Barentssee eingeführt haben. Von dort aus wanderten sie kurzerhand – das ist durchaus wörtlich zu nehmen, da Krabben nicht schwimmen können – die Küste der norwegischen Finnmark entlang. Von der Invasion der Königskrabben war die Rede, die trotz früher norwegischer Versuche, die Ausbreitung dieser fremden Art zu verhindern, nicht zu stoppen war. Doch die Norweger haben einen klugen Weg gefunden, diese Invasion ihrerseits in die nationale Fischereikultur zu integrieren und damit die örtlichen Fischer in Nordnorwegen zu stärken. Schließlich gilt die rote Königskrabbe weltweit als Delikatesse und erzielt Spitzenpreise. Die norwegischen Fischer änderten ihre Fangmethoden, um den Krabben durch gefüllte Bodennetze nicht vorsätzlich den Nahrungstisch reichlich zu decken und so eine ungehinderte Verbreitung auf Kosten heimischer Arten weiter anzufachen. Denn die Riesenkrabbe frisst so ziemlich alles, was ihr in Bodennähe zwischen die Scheren kommt. Sie zu fangen, man spricht in Norwegen vom Ernten, dient also dem maritimen Artenschutz. Das Land hat sich mittlerweile zum Weltmarktführer für lebendige Königskrabben entwickelt. Um auch zukünftigen Generationen ein Auskommen als Fischer mit Hilfe der begehrten Königskrabben zu ermöglichen, ist die Fangquote jedoch streng nach Anzahl, Größe und Geschlecht reglementiert. Ein Fischer bekommt die Fanglizenz nur, wenn er eine gewisse Quote an anderen Meeresfischen erzielt. Die getroffenen Maßnahmen sind erfolgreich und nachhaltig, seit Ende der 2000er Jahre hält sich der Bestand auf einem etwa gleich hohen Niveau.

Seit 10 Jahren sind Tim Langeheine und Tim Eisel als Groß- und Einzelhändler für hochwertige Nahrungsmittel tätig. Die Königskrabben beziehen sie von norwegischen Fischern.

Von Norwegen nach Hamburg

Eine Königskrabbe kann bis zu 17 Kilogramm schwer werden und eine Beinspanne von bis zu zwei Metern erreichen. In den Kochtopf und auf den Grill kommen in Europa hauptsächlich die Beine und die Scheren, in asiatischen Ländern wird auch der Kopf verarbeitet. Tim Eisel und Tim Langeheine von 68° Noord haben sich mit ihrem jungen Unternehmen in Hamburg auf den Import und Verkauf der exklusiven Krustentiere aus Norwegen spezialisiert. Die beiden Sandkastenfreunde kommen ursprünglich aus der Luftfahrtindustrie und der Fernostimport-Branche und haben unabhängig voneinander für sich entschieden, aus dem alltäglichen Hamsterrad auszusteigen. Während Tim Langeheine seine weitere berufliche Zukunft anfangs auf Hamburger Wochenmärkten fand, hat Tim Eisel erst einmal seine professionelle Zucht von Boa Constrictors verfolgt. Ein ebenfalls nicht alltägliches Business – wie der Handel mit Königskrabben. Die Idee dazu entstand bei beiden mit dem Wunsch, ein Unternehmen aufzubauen, bei dem jedes Glied der Wertschöpfungskette sein Auskommen hat und in dem die Schlagwörter Nachhaltigkeit und Naturschutz nicht nur leere Phrasen sind. „Ich würde kein Rotbarschfilet verkaufen“, erklärt Tim Eisel im Interview, „da bist du wieder bei den Schleppnetzen und das ist nun wirklich keine nachhaltige Fangmethode.“

Für ihn macht die Exklusivität der Königskrabbe den Unterschied aus – sie überzeugt nicht nur durch ihre Größe, sondern vor allem durch ihren einzigartigen süßlich-nussigen Geschmack. Gefangen oder „geerntet“ werden sie in kleinen Reusen, die mit Fischteilen als Köder bestückt sind. „Das Charmante an der Königskrabbe aus Norwegen ist doch, dass kein norwegischer Fischer nur die Königskrabbe fangen und verkaufen darf. Es ist das Gegenteil von unendlichem Wachstumsdenken.“ Diese Exklusivität macht sich natürlich im Preis für den Endverbraucher bemerkbar. Der ehemals schon hohe Kilopreis hat sich im letzten Jahr fast verdoppelt. Grund dafür ist eine drastische Verknappung der Königkrabben auf dem Weltmarkt. Denn Kanada hat zum dritten Mal seit 1981, und nun voraussichtlich im zweiten Jahr in Folge, seine Fangquoten auf Null gesetzt. Das heizt die Nachfrage nach den norwegischen Exemplaren zusätzlich an. Doch es ist wie bei exklusivem Rindfleisch wie etwa japanischem Wagyu: Ihr Fleisch ist kein alltägliches Produkt. Feinschmecker wissen das zarte und saftige Fleisch der Königkrabben zu besonderen, festlichen Anlässen zu genießen. Gerade frisch gegrillt weiß die Königskrabbe geschmacklich und mit einfacher Zubereitung zu überzeugen.

Gegrillte Königskrabbenbeine

Bezugsquelle: www.68noord.de

Zutaten (für 4 Personen):

• 4 norwegische Königskrabbenbeine
• 2 Rosmarinzweige
• 2 Knoblauchzehen
• Saft von 1 Bio-Zitrone
• 150 g Butter
• 1 Prise Meersalz

Zubereitung:

Gefrorene Königskrabbenbeine über Nacht im Kühlschrank auftauen lassen. Anschließend waschen, trockentupfen und mit einer Haushalts- bzw. Küchenschere an den Gelenken teilen. Die Stücke der Königskrabbenbeine der Länge nach auf beiden Seiten aufschneiden und das innenliegende Fleisch mit einem scharfen Messer der Länge nach halbieren.
Für die geklärte Butter die Butter in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze so lange kochen, bis sich die Molke am Topfboden absetzt und leicht bräunlich wird. Für 1 Stunde ziehen lassen und ab und zu umrühren. Durch ein feines Sieb oder Moltontuch in eine Schüssel abseihen. Die Rosmarinnadeln von den Zweigen zupfen und fein hacken, die Knoblauchzehen ebenfalls hacken. Beides zusammen zur geklärten Butter geben und diese mit Meersalz und Zitronensaft abschmecken. Die Butter warmhalten.

Den Grill zum indirekten Grillen einrichten, die Krabbenbeine sollten immer nur mit indirekter Hitze bei 150-180 °C gegrillt werden. Für 8-10 Minuten grillen. Auf Tellern verteilen, mit der aromatisierten geklärten Butter begießen und zusammen mit frischem Baguette und einem fruchtig-frischen Salat servieren. Tipp: Als Beilage passt sehr gut ein Mango-Chutney dazu, für Surf & Turf ergänzt man das Ganze noch mit einem schönen Steak.

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