Grillen für die Seenotretter von Borkum

Die „kochenden Seenotretter“: Kapitän Karl Friedrich „Fritz“ Brückner (mitte) und der Freiwillige Rettungsmann Klaus „Würstchen“ Wybrands (rechts)

Borkum ist die westlichste und mit knapp 31 Quadratkilometern größte der bewohnten Ostfriesischen Inseln. Sie liegt im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der zum UNESCO-Welterbe gehört. Jedes Jahr schwärmen tausende Besucher in die Stadt, die als Nordseeheilbad berühmt ist, und lassen sich von der Schönheit der Landschaft und der borkumer Küche begeistern. Die Nordsee bietet viele kulinarische Reichtümer - doch das Meer gibt nicht nur, es kann auch nehmen. Das wissen die Seenotretter von Borkum nur zu gut.

Immer höher steigt das Salzwasser im Rumpf der Segelyacht. Aufgepeitschte Wellen brechen in das havarierte 13-Meter-Boot ein, das etwa zwei Seemeilen (rund 4 Kilometer) vor Borkum zu sinken droht. Es herrschen südwestliche Winde um 5 Beaufort (0 entspricht Windstille, 12 einem Orkan). Ein niederländisches Paar und die Schiffskatze müssen um ihr Leben bangen. Ringsum ist nichts zu hören als das im Dunkel brausende Meer.

Der neue Seenotrettungskreuzer SK40, die künftige HAMBURG, mit Tochterboot.

Die Nordsee ist nicht nur ein idyllischer Sehnsuchtsort für Urlauber, oft zeigt sie ihre tosende Wildheit, und dann wird es für Fischer, Segler oder Frachtschiffer gefährlich. Wie in diesem dramatischen Fall, der sich in der Nacht zum 30. Mai 2019 ereignet hat. Doch der Ruf „Save Our Souls!“ bleibt auch dieses Mal nicht ungehört. Der Seenotkreuzer ALFRIED KRUPP, stationiert auf Borkum, läuft aus, um die Verunglückten zu retten. Alle drei können von den Helfern geborgen werden. Die Geretteten werden mit heißem Tee versorgt, während ihre Yacht in den kalten Fluten der Nordsee versinkt.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1865 sind die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger rund um die Uhr in Einsatzbereitschaft. Von ihrer westlichen Station aus verrichten die borkumer Seenotretter ihren Dienst. Kapitän Karl Friedrich „Fritz“ Brückner und der Freiwillige Rettungsmann Klaus „Würstchen“ Wybrands haben viele Heldengeschichten zu erzählen.

Das aufregende Leben an Bord der Seenotkreuzer fasziniert, doch um Ruhm geht es der Besatzung bei ihrer Arbeit nicht. Während ihrer 14-tägigen Wache lebt die Crew Tag und Nacht auf der SK40, der noch ungetauften Nachfolgerin der ALFRIED KRUPP. Einen festen Smutje, einen Schiffskoch, gibt es an Bord nicht, doch Fritz und Klaus kochen selbst gut und gerne. „Retten ist Präzisionsarbeit, eine Frage der Routine und Erfahrung. Und das gilt auch für das Kochen an Bord, unter beengten Bedingungen, oft unterbrochen von Einsätzen auf See“, so die beiden. Als Dank für ihren Einsatz erhalten die Seeleute manchmal Kisten mit fangfrischem Fisch von geretteten Kuttern. Das freut alle auf dem Rettungskreuzer, denn Essen hält die neunköpfige Stammbesatzung bei Laune.

Für Fritz und Klaus muss es nicht immer traditionelle Seemannskost sein, in ihrer Kombüse improvisieren sie oft neue Rezeptideen. Gerade einmal 2 qm Fläche haben die kochenden Seenotretter, um ihre Gerichte zu zaubern. Eine echte Herausforderung. Wir konnten bei unserem Besuch selbst einen Eindruck vom Leben an Bord der SK40 gewinnen und sind beeindruckt, wie die Männer auf engstem Raum und in ständiger Alarmbereitschaft leben und arbeiten.

Als Dankeschön für ihren unermüdlichen Einsatz haben wir die Besatzung mit einem Hafen-BBQ am Anlegesteg der SK40 überrascht. Lammkarree, Maischollen und Fleisch vom Berkshire-Schwein ließen der Mannschaft das Wasser im Munde zusammenlaufen. Organisiert wurde das Ganze von Fred Schwarzenburg, Thorsten Eickmann und Dirk Oelke. Die waschechten Borkumer und eingefleischten Barbecuer sind der Meinung, dass ihre Helden des Alltags sich auch einmal gemütlich zurücklehnen und Saftiges vom Grill genießen sollten. Fritz und Klaus waren von den Gerichten der Grillprofis begeistert, die Überraschung ist geglückt.

REZEPT FÜR MAISCHOLLE
mit Borkumer Kartoffelsalat

ZUTATEN (für 4 Personen):
• 8 Maischollen
• Salz, Pfeffer
• Abrieb von 1 Bio-Limette
• Rapsöl

Für den Kartoffelsalat:
• 1 kg Kartoffeln
• 10 Gurken aus dem Glas
• 1 Bund Radieschen
• 2 rote Zwiebeln
• 150 g Mangodressing (zubereitet aus 50 g Olivenöl, 100 g Mango-Essig, 10 g Senf, 10 g Salz, 1 ½ g Pfeffer; mit dem Pürierstab für ca. 2 Minuten püriert)
• 100 g Sanddorngelee
• 100 ml Sanddornsaft oder Sanddornlikör
• Öl zum Anbraten der Zwiebeln
• 3 Thymianzweige

ZUBEREITUNG:
Kartoffeln mit Schale je nach Größe ca. 15 Minuten kochen und heiß abpellen. Zwiebeln schälen und in Öl leicht glasig dünsten. Mit dem Mangodressing ablöschen. Kurz aufkochen lassen und warm stellen. Radieschen in feine Streifen schneiden. Kartoffeln in Scheiben schneiden. Sanddorngelee und Sanddornlikör miteinander vermischen und zu dem Mangodressing geben, alles miteinander vermischen und warm über die Kartoffeln geben. Thymianzweige abzupfen, ebenfalls zu den Kartoffeln geben und noch einmal miteinander vermischen.
Den Maischollen mit einer Geflügelschere die Flossen abschneiden. Die so parierten Maischollen mit Salz und Pfeffer würzen, alternativ können die Schollen in Mehl gewendet (mehliert) werden. Den Grill auf 180 °C anheizen und die Schollen in einer Pfanne mit reichlich Öl von jeder Seite ca. 3 Minuten braten. Tipp: Eine Seite ist fertig gegart, wenn man die innenliegenden Gräten sehen kann. Nach dem Braten die Limette mit einem Hobel über die fertigen Schollen reiben. Zusammen mit dem Borkumer Kartoffelsalat servieren.

Mehr leckere Fisch-Rezepte gibt's in der FIRE&FOOD 03/2020 und in unserer Rezeptdatenbank!


Byl‘s Fisshus – Borkums sympathisches Fischhaus

Nach drei Generationen von Hochseefischern hat sich die vierte Generation der Familie Byl ganz dem Kochen verschrieben. Geerd Byl Senior führt heute das beliebte Byl’s Fisshus, sein Sohn ist Küchenchef. Nur fangfrischer Fisch aus der Nordsee wird im Fischhaus angeboten, diesen beziehen die Byls aus Greetsiel, Lauwersoog (NL) und Harlingen sowie von Fischauktionen in Bremerhaven. Geerd Byl Junior überrascht seine Kunden gerne mit raffinierten Gerichten. Für Einheimische wie Touristen ist das Byl’s Fisshus längst kein Geheimtipp mehr. Ein Besuch gehört für Fischfans auf der Insel zum absoluten Muss!

Wer seinen Fisch küchenfertig kauft, wird von Geerd Byl oder seiner Ehefrau Bärbel ausführlich und fachkundig beraten.