Großputz für den Grill – so geht's!

Am Ende spielt es keine Rolle, ob man Ganzjahresgriller ist oder während der Wintermonate lieber in die warme Küche ausweicht – irgendwann muss der Grill richtig sauber gemacht werden. Dazu bieten sich die warmen Tage des Jahres immer ganz gut an, denn wer will schon bei Temperaturen knapp unter oder über dem Gefrierpunkt mit klammen Fingern bürsten, kratzen und polieren? – Von Markus Mizgalski

Kontrolle ist gut
Bevor es richtig losgeht, empfiehlt sich beim Gasgrill zunächst eine Basis-Kontrolle. Vor allem diejenigen, die den Grill für mehrere Monate mit oder ohne Haube einfach draußen stehen lassen haben, sollten ein paar Stellen in Augenschein nehmen, bevor sie das Gas aufdrehen. Besonders sinnvoll ist es, den Gasschlauch einer Sicht- und Dichtigkeitsprüfung zu unterziehen. Hierbei hilft wahlweise Rasierschaum oder Lecksuchspray, das es im Baumarkt gibt. Ist der Schlauch porös, sollte man ihn am besten direkt tauschen.
Beim Pellet-Grill kommt als erstes der Blick in den Pelletbehälter. Wer den vor den feuchten Tagen nicht geleert hat, erlebt mitunter sein blaues Wunder. Denn die Pellets sind leicht hygroskopisch und verlieren gerne ihre Bindung, sobald sie feucht werden. Im besten Fall ist dann alles zu einem relativ fluffigen Sägemehlhaufen geworden, den man mit einem Staubsauger entfernen kann. Ist es schlechter gelaufen, hat das Ganze eine deutlich teigigere Konsistenz und muss mit der Hand entfernt werden. Außerdem steht hier die Sichtkontrolle des Kabels auf dem Programm. Spröde Gummi-Isolierungen und freiliegende Innenlitzen sprechen eine deutliche Sprache: Hier muss erst die Zuleitung getauscht werden, bevor die Maschine ans Netz geht. Ganz wichtig ist der Blick in Unterschrank und Garraum: Nicht, dass hier irgendwelche Gartenbewohner ein Winterquartier eingerichtet haben. Wenn doch, sollten die umgesiedelt und ihre Spuren erst einmal zumindest grob beseitigt werden.

Der Funktionstest
Ist der Grill im Grundsatz betriebsfähig, sollte man ihn einmal ohne weiteres Innenleben aufheizen. Vor allem bei Gasgrills sieht man dann sehr gut, ob etwa die Zündelektroden oder einige Löcher der Brennerrohre gereinigt oder sogar Teile ersetzt werden müssen. Und auch der Heizstab in der Brennkammer eines Pelletgrills kann womöglich seiner Aufgabe nicht mehr richtig nachkommen, wenn er von einer dicken Schicht festgebackenem Ruß bedeckt ist. Hier hilft eine kleine Drahtbürste, Brenner öffnet man mit einem kleinen Bohrer. Außerdem gibt es spezielle Bürsten, um Brennerrohre nach ihrem Ausbau von innen zu reinigen.

Reinigen, aber wie?
Nach dieser ersten Bestandsaufnahme und einer eventuellen Ersatzteilbeschaffung kann es ans Reinigen gehen. Doch wie und womit startet man? Grundsätzlich hängt das davon ab, mit was für Verschmutzungen man es zu tun hat. Öffnet man den Deckel und findet einen Pelz aus Schimmel vor, dann darf der Grill erst einmal 30 bis 60 Minuten richtig ausbrennen – je mehr Hitze, desto besser. Danach kommt die Bürste zum Einsatz, und das Schimmelproblem ist in der Regel gelöst. Kleiner Tipp: Wer seinen Grill mit Lebensmittelresten am Rost überwintern lässt (ein Grund für Schimmel), sollte vorm Ausbrennen unbedingt einen Blick in die Fettwanne bzw. das Auffangblech des Pelletgrills werfen. Ist dort noch ordentlich Fett, besteht das Risiko, dass das Ausbrennen zum Abbrennen des gesamten Grills wird. Übrigens: Was beim Rost das Ausbrennen, ist bei der Plancha oder der Feuerplatte das Loskochen: Viele Verkrustungen lösen sich, wenn man mehrmals etwas heißes Wasser auf die heiße Platte schüttet und dieses verkochen lässt.    
Der nächste Schritt ist der Einsatz der Drahtbürste, um grobe Verkrustungen zu entfernen. Theoretisch lässt sich hier auch ein Aufsatz für die Akkubohrmaschine oder die Flex verwenden. Aber Vorsicht: Bei beschichteten Gussrosten leidet womöglich die Beschichtung. Und wer aus Versehen vom Rost auf das Edelstahlchassis seines Grills abrutscht, darf sich im schlimmsten Fall über ein paar wirklich hässliche Kratzer ärgern. Flugrost von Guss- oder Stahlplanchas lässt sich mit der Motordrahtbürste sehr gut entfernen. Vorher steht hier aber eine grobe Reinigung mittels eines Spachtels an. Den braucht man außerdem, wenn es darum geht, dicke Fettschichten aus Fettwannen zu entfernen.

Wenn es doch so einfach wäre. Leider ist die Reinigungsleistung solcher „Putzroboter“ eher mäßig. Hier muss meist anderes Gerät ran.

Feuchtigkeit und langer Stillstand sorgen mitunter für Schimmelbildung. Hohe Hitze löst das Problem.

Es gibt zahlreiche Reinigungsprodukte und Pflegeprodukte für Rost und Chassis eines Grills.

Warum Ausbrennen keine Pyrolyse ist
Oft wird behauptet, dass das Aus- oder Freibrennen eines Grills der Pyrolysefunktion des Backofens gleichkommt. Das ist allerdings so nicht richtig. Denn im Grill werden lediglich alle brennbaren Reste verbrannt. Je höher die Hitze dabei ist, desto wirkungsvoller ist dieser Vorgang. So bekommt man zum Beispiel auch einen sehr bekleckerten Pizzastein wieder sauber. Die richtige Pyrolyse allerdings erfolgt jedoch unter Sauerstoffabschluss. Dabei wird der Schmutz nicht verbrannt, sondern seine Moleküle werden aufgebrochen. Er wird praktisch durch Hitze zerkleinert.  

 

Reinigungsgeräte
Es gibt Griller, die schwören darauf, ihre Geräte mit dem Hochdruckreiniger zu säubern. Das ist allerdings nicht unproblematisch. Bei 100 oder 150 Bar besteht ein erhebliches Risiko, dass Wasser in Bereiche gedrückt wird, in denen es eigentlich nichts zu suchen hat. Etwa in Brennerrohre und Zünddüsen beim Gasgrill. Oder in den Bereich des Hoppers beim Pelletgrill. Zwar sollte das für die Elektronik kein Problem sein, sofern das Gerät der Schutzklasse IP67 oder IP65 entspricht. Aber Wasser in der Pellet-Zufuhr braucht kein Mensch. Ein weniger großes Problem ist es, Gestell oder Unterwagen mit dem Hochdruckreiniger zu säubern. Doch auch hier sollte man Vorsicht walten lassen. Ist der Grill schon etwas betagter und weist vielleicht einige Lackplatzer auf, so kann es passieren, dass der scharfe Wasserstrahl noch mehr Lack abfräst. Sinnvoller ist dann – will man nur mit Wasser und ohne Chemie arbeiten – ein Dampfreiniger, weil der recht schonend auch auf Fettanhaftungen am Korpus anwendbar ist.  

Klassische Methoden und Hausmittel
Nicht jeder besitzt einen Dampfreiniger. Zumal selbst diesem Grenzen gesetzt sind. Vor allem, wenn es um Feinheiten oder die Beseitigung von Glanzruß geht. Dabei handelt es sich übrigens um kondensierter und später eingebrannter Rauch. Gerade im Pelletgrill oder bei häufiger Nutzung von Smoking-Chips lässt er sich kaum vermeiden, weil es gerade bei niedrigen BBQ-Temperaturen ja darum geht, das Holz mehr schwelen als verbrennen zu lassen. Mitunter blättert dieser Glanzruß von allein ab, was viele Griller glauben lässt, dass sich der Lack an der Deckelinnenseite löse. Das ist aber so gut wie nie der Fall. Tatsächlich kann man versuchen, den Ruß mit einem Spachtel zu entfernen. Das wird allerdings schwierig, wenn das Kondensat eben nicht vollends verbrannt ist. Dann haftet dem Deckel und den Seitenwänden eine etwas klebrig-harzartige Schicht an, der man allein mit mechanischen Methoden kaum beikommt. Und spätestens hier zeigt sich dann ein ganz zentrales Problem der Grillreinigung: Die große Bandbreite an unterschiedlichen Verschmutzungen, die potenziell alle eigene Reinigungskonzepte erfordern, sofern sie sich nicht mit den bisher schon genannten Methoden beseitigen lassen. Dabei ist der Umgang mit Fett noch das geringste Problem. Hier hilft Spülmittel in Kombination mit einem Schwamm. Wer diese typischen Scheuerschwämme benutzt, sollte bei Edelstahlflächen jedoch aufpassen: Zu energisches Putzen sorgt gerne für Kratzer. Fettlösende Küchenreiniger zum Sprühen machen ebenfalls meist einen guten Job, sind aber vor allem für die kurze Reinigung zwischendurch ideal. Auch bei eingebrannten Speiseresten können Hausmittel helfen: Backpulver oder alternativ Natron. Man rührt am besten eine Paste an, die man auf die Verkrustungen aufträgt und einwirken lässt. Im Idealfall lässt sich anschließend der Schmutz leicht entfernen. Bei Backpulver genügt zum Anmischen Wasser, bei Natron nimmt man Essig. Emailliertes und Edelstahlroste kann man komplett in eine leichte Natron- oder Backpulverlauge einlegen, bei (beschichteten) Gussrosten verzichtet man besser auf Reinigungsmittel. Kommt man so nicht weiter, kann man sein Glück mit Waschsoda probieren. Das sollte man erst vorsichtig an einer Stelle testen. Denn Natriumhydrogencarbonat (Natron) ist im Vergleich zu Natroncarbonat (Soda) sehr viel basischer, laugt also viel stärker an. Bei manchen Grills hält das beispielsweise die Beschriftung nicht aus und sie verschwindet dann einfach.

 

Gerade bei Verkrustungen auf glatten Flächen leisten gute Reiniger oft Erstaunliches, wie man in diesem Fall sieht.

Nach ausgiebiger Reinigung steht der Grill wieder gut da. Wie im Neuzustand wird er allerdings nie wieder aussehen.

Spezielle Pflegeöle sorgen dafür, dass der Edelstahl bei einem Grill wieder schön glänzt.

Spezielle Reiniger
Beim Glanzruß und sehr harten Verkrustungen sind die typischen Haushaltsreiniger überfordert. Zumindest bei nicht fest verbauten Edelstahlteilen kann dann die Spülmaschine eine Option sein. Einige Grills sind sogar dafür ausgelegt, dass man die komplette Wanne zerlegen und eben auf genau diese Weise reinigen kann. Denn obwohl man es kaum glauben mag, ist eine Spülmaschine deutlich aggressiver in der Reinigung als Lappen und Spülmittel. Kommt man nicht weiter, bietet der Markt eine Vielzahl von Spezialreinigern an, die oftmals sowohl für Backöfen als auch für Grills gedacht sind. Es gibt sie in Form von Schaum und Gel oder als Spray. Darunter sind einige recht milde Varianten, das Gros allerdings gehört in die Kategorie „scharf“, ist also sehr stark alkalisch und entsprechend reizend. Im Umgang mit diesen Mitteln ist darum entsprechend Vorsicht geboten. So empfiehlt sich das Tragen einer Schutzbrille sowie von Handschuhen. Arbeitskleidung oder zumindest eine Schürze sind ebenfalls sinnvoll, weil manch ein Reiniger sogar problemlos Textilien entfärbt. Aber auch beim Grill selbst gilt es, aufzupassen. Denn während ein Backofen mit emailliertem Garraum, emaillierten Backblechen und diversen Edelstahlteilen ziemlich unempfindlich ist, muss das für Aluguss-, Zink oder Plastikteile keineswegs gelten. Manche Reiniger können hier korrosiv wirken: Sie ätzen praktisch das Material weg. Daher gilt: Unbedingt die Anwendungs- und Sicherheitshinweise lesen. Das gilt insbesondere für Chemikalien, die eigentlich in Gastro-Küchen zum Einsatz kommen. Die sind einerseits zwar extrem wirksam, andererseits aber für Umgebungen gedacht, in denen nahezu alles aus hochwertigem Edelstahl besteht. Egal, wie intensiv der Reiniger letztlich ist – am Ende sollte man den Grill 15 bis 20 Minuten leer laufen lassen, damit sich eventuelle Rückstände verflüchtigen. Und ganz wichtig: Bei unbehandeltem Gusseisen und unbehandeltem Stahl hat jegliche Art von Chemie nichts verloren. Hier kommen Wasser, Drahtbürste, Hitze und Öl zum Einsatz. Das war’s!

Unbehandeltes Gusseisen und unbehandelter Stahl werden nur mit Wasser und mechanisch gereinigt. Das einzige zulässige Pflegemittel ist Speiseöl.

Bei Reinigern aus dem Gastro-Bereich ist Vorsicht geboten. Sie sind, wie hier der Bratkrustenentferner, stark alkalisch und entsprechend reizend.

Sonderfall Edelstahl
Geht es um die Reinigung der Außenseiten des Grills, kommt man bei emaillierten, lackierten oder pulverbeschichteten Teilen mit Spülmittel, ggf. Fettlöser und einem Lappen meist problemlos zum Ziel. Edelstahl ist da mitunter etwas anspruchsvoller. Zwar bekommt man Fettspritzer und dergleichen mit den klassischen Methoden weg, aber die Oberfläche bleibt dann oft schlierig und matt. Hier gibt es spezielle Öle, die reinigen, pflegen und die Oberfläche sogar ein Stück weit versiegeln. Alternativ erfüllt Waffenöl diesen Zweck. Wie immer ist es dabei sinnvoll, erst einen Test an einer unauffälligen Stelle durchzuführen, bevor man gleich die ganze Haube ruiniert. Übrigens: Das typische Mattschwarz, in dem mancher Smoker gehalten ist, kann außerdem mit Öl gepflegt werden. Besonders wirksam ist das Einreiben, wenn man den Grill vorher ordentlich aufgeheizt hat und das Metall richtig heiß ist.

Bei sehr speziellen Grills bieten Hersteller mitunter das passende Reinigungsgerät an. Wie hier Outdoorchef für ihr Trichtersystem.

Der Grill hat draußen fast unbenutzt und ohne Haube überwintert. Entsprechend sieht das gute Stück aus.

Ohne Chemie arbeitet ein Dampfreiniger. Vor allem kleine Geräte haben aber oft zu wenig Druck zur Grillreinigung.

Wer bei feuchter Witterung vergisst, die Pellets aus dem Pellet-Grill zu entfernen, kann sie anschließend nur noch entsorgen.

Viele Reiniger kommen heutzutage ohne Hitze aus. Man lässt sie einwirken und kann dann die Stellen abreiben oder abspülen.

 

Und was ist mit Kunststoff?
Viele Grills besitzen größere Plastikelemente, zum Beispiel als Abschluss der Seitenteile. Diese lassen sich ebenfalls mit Spülmittel säubern. Bleichen sie mit den Jahren aus, können sie mit Cockpitspray aus dem Autozubehör aufgefrischt werden. Wer will, kann sie natürlich demontieren und mit der Sprühdose neu lackieren.

Fazit
Den einen Reiniger, der wie von Zauberhand den kompletten Grill zum Glänzen bringt, gibt es nicht. Durch den Materialmix und die unterschiedlichen Arten von Schmutz nutzt man am besten einen Mix verschiedener Putzmittel. Und selbst dann geht es meist nicht ohne etwas Muskelkraft. Dafür aber ist so ein Frühjahrsputz ja nichts, was jede Woche ansteht. Wie oft man sich das antut, hängt am Ende vor allem davon ab, wie häufig man den Grill nutzt und wie viel Wert man selbst und eventuelle Gäste auf die Sauberkeit des Geräts legen. Klar ist dabei jedoch, dass keine Reinigungsmethode Wunder vollbringen kann. So wie im Neuzustand wird der Grill nie wieder aussehen.


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