La Caja China – Die chinesische Spanferkel-Kiste

La Caja China ist eigentlich ein sehr simples Grillgerät ohne komplexe Technik. Eine Kiste eben.

 

Der Begriff der „Chinabüchse“ bezeichnet unter Grillern ja in der Regel einen minderwertigen Grill aus Fernost. Also nichts, dessen Besitz besonders erstrebenswert wäre, wobei wir bereits gezeigt haben, dass man mit einem günstigen „China-Smoker“ und etwas Tuning durchaus vernünftige Ergebnisse erzielen kann. Aber das ist eine andere Geschichte. – Von Markus Mizgalski

Wie aber sieht es aus, wenn es nicht um eine „Chinabüchse“ sondern um eine „Chinakiste“ geht? Denn letztlich ist das die wörtliche Übersetzung von „La Caja China“, einem ebenso simplen wie effektiven Grillgerät. Dessen Ursprung liegt in Cuba, wo – so sagt es die Geschichte – chinesische Eisenbahnarbeiter Grillboxen nach diesem Prinzip verwendet haben sollen. In jedem Fall hat Roberto Guerra, in Florida lebender Exilkubaner, anhand der Erinnerungen seines Vaters die Kiste nachgebaut und zur Serienreife entwickelt. Das war bereits 1985, doch bis vor nicht allzu langer Zeit war La Caja China außerhalb der USA kaum bekannt. Und auch jetzt ist die Box noch ein Geheimtipp.

Die Spanferkel-Kiste
Was aber ist denn nun die Besonderheit der Kiste? Immerhin kostet das Modell #2, das wir hier testen, 650 Euro. Dafür bekommt man einen Karton mit einigen Teilen aus Sperrholz, teilweise mit Aluminiumbeschlägen, ein paar weiteren Beschlägen, Wannen, einem Gitter, zwei Kunststoffrollen und Schrauben. Immerhin gehören zu den Schrauben Flügelmuttern mit integrierten Unterlegscheiben, sodass man La Caja China mit Ausnahme der beiden Räder komplett ohne Werkzeug montieren kann. Das Ergebnis ist eine rollbare, innen komplett mit Aluminium verkleidete Box von beeindruckenden Ausmaßen. 1,22 Meter lang, 61 Zentimeter breit und ebenso hoch. Die Kiste selbst ist 37 Zentimeter tief. Genug Platz also, um darin ein respektables Spanferkel unterzubringen. Und damit ist die Katze sozusagen aus dem Sack, denn La Caja China ist vom Ursprung her ein Pig-Roaster. Der Clou an dem Grill: Er reduziert die Garzeit eines Schweins um etwa 50 Prozent gegenüber einem herkömmlichen Spanferkelgrill. Die Funktionsweise ist am ehesten mit der eines Backofens mit reiner Oberhitze vergleichbar: Die Box wird mit einem Deckel geschlossen und auf diesem werden dann die Holzkohlen platziert. Prinzipiell kann man dann sogar auf dem Deckel über der Glut parallel noch weitere Dinge grillen. Noch flexibler ist man dabei übrigens mit dem optionalen Windschutz, der nicht nur dafür sorgt, dass die Asche nicht weggeblasen wird, sondern sich auch hervorragend eignet, um noch einen Rost obenauf zu platzieren oder Mangalspieße darüber zu legen. Alternativ lassen sich auch mehrere Dutch Ovens auf den Deckel stellen, sodass man gleich die Beilagen zum Spanferkel mit zubereiten kann.

Die Grill-Anleitung immer dabei. Für Spanferkel stehen die Garzeiten auf der Box.

Für den Aufbau ist kein Werkzeug nötig, alles geht problemlos mit der Hand.

Der Betrieb
Wir waren angesichts der Holzkiste durchaus skeptisch, wie das wohl mit Glut und Hitze zusammenpasst. Aber, um es vorwegzunehmen: Das funktioniert wunderbar, das Holz wird warm, aber nicht einmal wirklich heiß. Tatsächlich hält die geschlossene Alu-Innenbox die Wärme ausgesprochen gut; die Messung im Garraum ergibt konstant 106° C in der Nähe der Ecken; mittig unter dem Deckel ist es je nach verwendeter Kohlenmenge heißer. Ein entscheidender Trick ist, das Ferkel wie beim Asado flachgedrückt in einem Korb in La Caja China zu legen. Es wird dann eine Stunde mit der Knochenseite nach oben gegart, komplett mit dem Korb gewendet und abhängig vom Gewicht zwei bis drei Stunden weitergeröstet. Unser 6-Kilogramm-Milchferkel ist nach etwa drei Stunden perfekt, mit einer knusprigen Schwarte, aber dennoch saftig. Allerdings müssen wir die beiden Korbhälften, zwischen die das Tier geklemmt wird, mit Küchengarn zusammenbinden; die mitgelieferten Haken sind für das kleine Schweinchen zu lang, sodass der Korb nicht mit Spannung schließt. Noch wichtig zu wissen: beim Betrieb sollte neben der Box ausreichend Platz sein, damit man den Deckel mit dem Kohlenrost kurz ablegen kann, um das Fleisch zu wenden. Dabei liegt es auf der Hand, dass man einen hitzefesten Untergrund benötigt, auf dem Rasen dürfte man den „Grillplatz“ ansonsten schnell erkennen.

Bei dem schon relativ großen Modell #2 empfiehlt es sich außerdem, zu zweit zu arbeiten, denn für Menschen mit nicht ganz so großer Armspannweite ist das Bewegen der Kohlenwanne schon eine Herausforderung. Weiß man das, ist der Umgang mit La Caja China unfassbar einfach, zumal sogar die Garzeiten, Wendezeiten und die für die einzelnen Phasen nötige Kohlemenge auf die Box aufgedruckt sind. Für unsere Ferkel brauchen wir einen großen Anzündkamin voll Greek Fire-Briketts und im weiteren Verlauf gute zwei AZKs voll Restaurantholzkohle. Mit der Bestückung könnten wir sogar noch etwa eine Stunde länger grillen, als es für das Fleisch nötig ist. Durch die großflächig auf dem Deckel verteilte Kohle, auf die man übrigens einfach Nachschub schütten kann, wenn sie heruntergebrannt ist, kommt die Kiste schnell auf Temperatur und dann eben mit vergleichsweise wenig Brennstoff aus.

Noch mehr Möglichkeiten
La Caja China ist nicht nur darauf beschränkt, Spanferkel zu grillen. Lamm, Ziege, große Bratenstücke oder auch größere Geflügel funktionieren ebenso wie parallel mehrere verschiedene Dinge mit ähnlichen Garzeiten. Allein, das beim Smoker typische Raucharoma fehlt. Dafür kann hier aber sehr gut mit aromatisierenden Flüssigkeiten gearbeitet werden, was – ähnlich wie im klassischen Küchenbräter – das Fleisch schön saftig hält.

Fazit
La Caja China ist ein eigentlich sehr simples, aber dennoch ziemlich geniales Grillgerät. Auch wenn die Verarbeitung schlicht ist und der Preis einen zunächst vielleicht auch schlucken lässt, so relativiert sich dies angesichts der einfachen Handhabung, der kurzen Garzeiten und der Vielseitigkeit schnell. Davon abgesehen kosten die meisten klassischen Rotisserie-Spanferkelgrills eher mehr als die Chinakiste, benötigen mehr Zeit und mehr Brennstoff. Insofern ist die Box für alle, die oft für viele Menschen grillen, mehr als eine Überlegung wert.

Aus der Kiste:
Spanferkel, schlicht & einfach

Fertig: Das Spanferkel ist gar und hat nach etwa drei Stunden eine schöne krosse und gepoppte Schwarte

 

Zutaten:
(für ca. 5-6 Personen):
• 1 Spanferkel, 6 kg, küchenfertig ausgenommen, aber nicht ausgelöst
• 8-10 Zwiebeln
• 1 Liter Bier
• Salz, Pfeffer
• 8 Lorbeerblätter
• Thymian
• 10 Wacholderbeeren

Zubereitung:
Das Ferkel auf der Bauchseite komplett öffnen und dann auf einer festen Unterlage platt- drücken. Sowohl von innen als auch außen mit Pfeffer, Salz und dezent mit Thymian würzen, am besten durch gleichmäßiges Einreiben. Das Ferkel dann auf die eine Hälfte des Korbes legen, die andere Hälfte darüber platzieren und mit den zugehörigen Haken den Korb straff verschließen. Zur Not Küchengarn verwenden. In der Zwischenzeit schon einen Anzündkamin Briketts durchglühen.

Den Rahmen mit dem Ferkel in die Wanne in der Box legen, zunächst die Innenseite nach oben. Die Wanne wenige Millimeter hoch mit Bier füllen, die geschälten und grob zerkleinerten Zwiebeln, Wacholderbeeren und Lorbeerblätter dazu geben. Den Deckel schließen und die glühenden Briketts gleichmäßig verteilen. Zusätzlich noch etwa 1,5 Kilogramm Holzkohle dazu schütten. Nach etwa einer Stunde Garzeit den Deckel entfernen, das Spanferkel mit der Außenseite nach oben drehen und ggf. die Haut rautenförmig einritzen. Den Deckel wieder schließen und das Schwein etwa eineinhalb bis zwei Stunden weiter rösten, bis es eine schöne, gepoppte Kruste hat.

1. Das Schwein wird plattgedrückt und gewürzt

2. In unserm Fall sind die mitgelieferten Klammern zu lang; wir müssen den Korb mit Küchengarn verschließen

3. Das Spanferkel kommt zunächst kopfüber in die Box und wird später verwendet

4. Die Kiste befeuern wir mit einer Mischung aus Greek Fire und Restaurantholzkohle

5. Geht die Kohle zur Neige, lässt sich einfach Nachschub auf die verbliebene Glut schütten

Mehr Informationen und Modelle von La Caja China gibt's im Internet.