Rosige Aussichten für Genießer: Roséweine im Trend

„Zu Grillfleisch bietet sich aus Deutschland ein kräftiger Portugieser Weißherbst oder aus Spanien ein Rosé mit den Rebsorten Cabernet Sauvignon oder Garnacha an.“ – Hannes Rehm, Weinexperte

 

Sie sind echte Geschmacks-Allrounder und beliebt für ihre Leichtigkeit und Frische: Roséweine und -sekte haben in den letzten Jahren weltweit einen enormen Qualitäts- und Imageschub erfahren. Wenn im Frühjahr und Sommer die Grillsaison ihren Höhepunkt erreicht, lautet das Motto vieler Genießer: Drink Pink! Denn Roséweine garantieren Gaumenfreuden in allen Variationen – von Lachs bis zum gegrillten Hähnchen sind sie zu vielen leicht würzigen Speisen ein wahrer Genuss.

Laut dem Deutschen Weininstitut (DWI) und dem Internationalen Weinamt (OIV) erfreut sich Roséwein in den letzten Jahren sowohl in Deutschland als auch weltweit zunehmender Beliebtheit. Der Roséwein-Konsum ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. In Deutschland nimmt das Angebot deutscher Roséweine, zu Lasten der Weißweine, kontinuierlich zu. Das liegt nicht zuletzt am Facettenreichtum des Rosés, denn der rosa Wein ist weder ein reines Sommer- noch ein typisches Frauengetränk.

Rosé wird aus Rotweintrauben hergestellt, aber wie Weißwein verarbeitet. Seine namensgebende Färbung erhält Rosé dadurch, dass die roten Beeren bei der Verarbeitung zunächst nur leicht angequetscht werden. Diese sogenannte Maische lässt man dann ein wenig ruhen, um den Farbpigmenten Zeit zu geben, aus der Beerenhaut in den Saft überzugehen. Hat der Traubensaft die gewünschte Farbintensität erreicht, wird die Maische gepresst und der roséfarbene Most zu Wein vergoren. Werden die roten Trauben ohne Maischestandzeit direkt sehr schonend gepresst, entsteht der immer häufiger anzutreffende Blanc de Noir. Er ist farblich von einem Weißwein nicht zu unterscheiden, weist jedoch eine besondere Aromatik auf. In Deutschland regelt das Weinrecht, welche Rebsorten für Rosé verwendet werden dürfen. Nicht jeder roséfarbene Wein darf auch als Rosé bezeichnet werden. Daher findet man auf Weinetiketten ebenso die Bezeichnungen Weißherbst (sortenrein gekelterter Wein aus nur einer Rebsorte), Rotling (gemeinsame Kelterung von Rot- und Weißweintrauben) oder Schillerwein (traditioneller Rotling aus Württemberg ohne vorgeschriebene Rebsorte). In Österreich wird Rosé-Wein auch als Gleichgepresster bezeichnet. Bekannt ist vor allem der Schilcher aus der Steiermark, der aus der Rebsorte „Blauer Wildbacher“ erzeugt wird. In der Schweiz gibt es auch den Begriff Süssdruck für Rosé. In Italien wird Roséwein Rosato, in Spanien und Portugal Rosado genannt. In Frankreich ist der Vin Gris mit dem Rosé vergleichbar. Gerne werden Roséweine verperlt, also mit Kohlensäure versetzt und als prickelnder Secco oder veredelter Winzersekt angeboten.

Rosé ist ein passender Begleiter durch das ganze Jahr. Er bietet die geschmackliche Fülle von leichten Rotweinen, wird aber– wie Weißwein– kühl genossen. Gewöhnlich entfaltet der Wein bei 9–13 °C seine Aromen am besten. Im Sommer kann er noch weiter heruntergekühlt werden, da er sich aufgrund der hohen Außentemperaturen schneller erwärmt. Milde Säure und ein eher leichter Alkoholgehalt prägen den Charakter der Roséweine. Genießen sollte man den Wein, solange er jung ist, denn in den ersten Jahren kommen die ausgeprägten Fruchtaromen am deutlichsten zur Geltung. Ansonsten gilt: Konstant kühl und dunkel lagern und nicht länger als 2 Jahre aufbewahren.

Rosé und Weißherbst – auch als Sekt-Varianten – werden traditionell als Aperitif gereicht oder zu Vorspeisen serviert, beispielsweise mit Tapas oder Antipasti. Bei den Hauptspeisen wird Rosé gerne zu Fisch getrunken und macht dabei dem Weißwein wachsende Konkurrenz. Zu Lachs passt z. B. ein leichter, trockener Rosé oder ein Blanc de Noir. Und zu Grillgerichten passt ein Glas Rosé hervorragend. Geflügelgerichte werden durch einen mittlelkräftigen Weißherbst (trocken bis halbtrocken) zum Fest. Zu Meeresfrüchten, wie z. B. Scampi von der Plancha, wird ein halbtrockener, mittelkräftiger Rosé empfohlen. Wegen seines geringen Fruchtsäure- und Gerbstoffgehaltes genießen Weinkenner Rosé gerne zu asiatischen Gerichten wie indischen Currys oder thailändischen Speisen. Rosés mildern den Geschmack scharfer Gerichte durch ihre oft vorhandene dezente Süße, ihr ausgleichendes Wesen verbindet sehr schön die Extreme exotischer Gewürzmischungen. Halbfeste und milde Schnittkäsesorten, wie Edamer oder junger Gouda, harmonieren perfekt mit zart-frischen oder trockenen Roséweinen. Ein echtes Sommer-Highlight sind Rosé und Weißherbst in einer fruchtigen Bowle. Wer Erdbeeren in seiner Bowle mag, sollte auf einen Spätburgunder Rosé setzen. Dieser bildet mit den frechen Früchtchen geschmacklich wie farblich ein echtes Traumpaar.
Ganz und gar nicht passt der sanfte, fruchtige Roséwein – laut Experten – zu fettreichen Speisen. Dazu sind kraftvollere Weine gefordert, die reicher an Alkohol und Gerbstoffen sind. Allerdings gilt: Einfach selber ausprobieren! So kann ein trockener und kräftiger Weißherbst zu Fleischgerichten wie einem mageren Grillsteak eine interessante geschmackliche Ergänzung bieten, wenn sich die Nuancen des Weines mit den Röstaromen im Fleisch verbinden. Im Barrique gelagerte Rosés entwickeln übrigens eine besondere Cremigkeit und passen z. B. hervorragend zu Flammkuchen vom Grill oder zu Tempura. Rosé ist ein echter Allrounder mit vielen Geschmacksfacetten und macht Grillgerichte – zu jeder Jahreszeit – zu einem Genuss allerhöchster Güte!

Hannes Rehm ist Mitglied im Fachverband unabhängiger Weinreferenten (FuW) sowie bei Slow Food und veranstaltet seit vielen Jahren Weinseminare und Verkostungen im südwestdeutschen Raum. Weitere Infos unter
www.mehrweinwissen.de

Fragen an den Weinexperten Hannes Rehm:

1. In den letzten Jahren nimmt die Beliebtheit von Roséweinen in Deutschland und weltweit zu. Wie erklären Sie sich, als Weinexperte, den aktuellen Rosé-Trend?
Durch seine Farbe, die erfrischende Kühle, die Fruchtigkeit ohne Ecken und Kanten und seine vielseitige Verwendbarkeit als Apéritif, Schaumwein oder Essensbegleiter ist der Rosé zum Kultgetränk avanciert. Besonders die jüngere Generation und die Wein-Einsteiger schätzen Rosé, weil er unkompliziert, süffig und partytauglich ist, eine unbeschwerte und sommerliche Stimmung verbreitet.

2. Gerade im Frühjahr und Sommer ist das Grillen ein großes Thema. Wie gut harmonieren Rosésorten mit Grill- und Röstaromen?
Im Prinzip sehr gut, doch es hängt vom Grillgut ab. Zu Grillgemüse oder Pilzen passt ein fruchtiger, eher halbtrockener Rosé perfekt, für die fetthaltigeren Fleisch- oder Wurstspezialitäten würde ich einen kräftigeren, alkoholstärkeren Rosado aus Italien, Südfrankreich oder Spanien bevorzugen.

3. Ist ein Glas Rosé zum Rinder- oder Schweinesteak prinzipiell ein No-Go oder gibt es Ausnahmen?
Klar wäre hier ein vollmundiger Rotwein passender, aber ein Rosé ist keineswegs ein No-Go. Wie schon oben gesagt, stark gewürztes Grillfleisch benötigt einen gerbstoffreicheren, trockenen Roséwein als ergänzenden Gegenspieler. Und der sollte dann durchaus 12,5 bis 13,5 Vol.% haben. Da bietet sich aus Deutschland ein kräftiger Portugieser Weißherbst oder aus Spanien ein Rosé mit den Rebsorten Cabernet Sauvignon oder Garnacha an.

4. Worauf sollte man beim Kauf des Weines achten? Muss ein guter Rosé teuer sein?
Roséweine werden jung getrunken, d. h. der Wein sollte nicht älter als zwei Jahre sein, danach verliert er seine Frische. Vorsicht ist geboten, wenn auf dem Etikett „süß“ oder „lieblich“ steht, diese Weine schmecken eher nach Limonade. Greifen Sie besser zu den bekömmlicheren trockenen oder halbtrockenen Erzeugnissen. Reinsortige Rosés heißen in Deutschland auch „Weißherbst“. Am besten lassen sie sich im Fachhandel beraten. Wirklich gute, handwerklich produzierte Rosés bekommt man bereits zwischen 7 und 10 Euro.

5. Welche in- und ausländischen Rosé-Marken empfehlen Sie Grillfans? Könnten Sie 5 Weine bzw. Sekte für unsere Leser auswählen?
Natürlich. Hier meine Empfehlungen:

Der Allrounder:
Bardolino Chiaretto vom südl. Gardasee - passt zu fast allen Gelegenheiten.
Preis: ca. 6 Euro

Der Kräftige:
Tavel Rosé sec. (aus der besten Rosé-Region Frankreichs an der südl. Rhône). Preis: ca. 12 Euro

Für Aromafans:
Muskattrollinger Rosé aus Württemberg, z. B. Weingut Schnaitmann, Fellbach. Ergänzt leichtere asiatische Grillgerichte.
Preis: ca. 9 Euro



Der Saftige:
Ein Rosado der Bodega „Inurrieta“ aus dem Anbaugebiet Navarra in Spanien – auch „solo“ ein Genuss! Preis: ca. 7 Euro

Der Prickelnde:
Kessler Rosé Sekt brut – wunderbare Balance von Säure und Frucht, der klassische Apéritif! Die Esslinger Sektkellerei – von 1826 – ist die älteste in Deutschland.
Preis: ca. 10 Euro

 

Und zum Schluss noch ein TIPP von FIRE&FOOD für das nachfolgende Bowle- Rezept:
Der trockene Klassiker Rosado Rioja von Ramón Bilbao, mit seiner blassrosa Farbe, begeistert mit spannenden Beerenaromen in der Nase und eine fruchtig-herben Säure am Gaumen. Preis: ca. 7 Euro

Rezept für Rosé-Vanille-Bowle mit Erdbeeren

ZUTATEN (Für 15 Gläser):

• 500 Gramm Erdbeeren (klein Früchte)
• 1 Limette
• 1 Vanilleschote
• 75 ml Vanille-Likör, z.B. Licor 43
• 1 Flasche (0,75 l) trockener Rosé-Wein
• 1 Flasche (0,75 l) trockener Rosé-Sekt
• Frische Minze zur Dekoration

ZUBEREITUNG:

Erdbeeren putzen und halbieren oder vierteln. Limette heiß abspülen, trocknen und in dünne Spalten schneiden. Vanilleschote längs aufschneiden und das Mark mit einem spitzen Messer herauskratzen.

Das Vanillemark und den Vanillelikör verrühren und zusammen mit den Erdbeeren, Limettenspalten und der ausgekratzten Vanilleschote in ein großes Bowlengefäß geben und bis zum Servieren kaltstellen.

Kurz vor dem Servieren mit dem gut gekühlten Roséwein und -sekt auffüllen. Die gefüllten Gläser mit frischen Minzblättern dekorieren