Harzer Rote Höhenvieh: Das Rind der Bergmannsfrau

Der Harz ist das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands und erstreckt sich wie eine ovale Gebirgsinsel über den Schnittpunkt von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der Name bedeutet so viel wie Bergwald, wobei diesem seit einigen Jahren der Borkenkäfer stark zu schaffen macht und die daraus resultierenden toten Bäume über viele Kilometer die Ansicht der Berghöhen drastisch verändert haben. Der höchste und wohl bekannteste Berg der Region ist der Brocken mit 1.141 Metern über NN. Er hat schon Goethe inspiriert, der 1777 seine erste Brockenbesteigung vornahm und dem Berg im „Faust“, wo der Brocken als Blocksberg beschrieben wird, ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Eher weniger bekannt ist das Harzer Rote Höhenvieh, das ehemals typische Hausrind der Harzer Bergleute. Diese Rasse verschwand fast ganz. Doch dank einiger engagierter Landwirte kann man den Kühen mit ihrem lockigen rotbraunen Fell und weißen Hörnern ab und zu auch wieder auf dem Brocken – oder auf den Tellern mancher Gasthöfe begegnen.

Daniel Wehmeyer vom Biohof Düna ist einer der Landwirte, die sich für das Überleben dieser Rinderrasse einsetzt. Er betreibt den Biohof seit 20 Jahren im Haupterwerb und hat sich auf diese besondere und seltene Rinderrasse spezialisiert.

Diese ursprüngliche Dreinutzungsrasse war schon vor etwa 400 Jahren das Hausrind der Bergmannsleute, für die hauptsächlich die Bergmannsfrau verantwortlich war. Der Harz gilt als die älteste Bergbauregion für Silber, Kupfer, Blei und Zink in Europa, die Anfänge gehen zurück bis in die Bronzezeit. Ging im Mittelalter der Mann seiner Arbeit unter Tage nach, war die Bergmannsfrau für die Versorgung von Haus und Hof zuständig, zu dem auch mindestens eines dieser rotbraunen Rinder gehörte. Diesen Lebensumständen ist es wohl zu verdanken, dass das Harzer Rote Höhenvieh so ruhige und gutmütige Charaktereigenschaften erworben hat. In der Nachkriegszeit galt die Rasse in Ost und West als unwirtschaftlich und so wurde sie in den 1970er Jahren auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze nahezu ausgerottet.

Daniel Wehmeyer ist mit Leib und Seele Landwirt und Rinderzüchter.

Von Frühjahr bis Herbst leben alle Tiere draußen auf den
Weiden. In den kalten Wintermonaten sind sie in dem großen Außenklimastall untergebracht.

Geschmack der Harzer Landschaft
Der Biohof Düna liegt im südwestlichen Harzvorland inmitten einer einzigartigen und artenreichen Karstlandschaft in der Nähe der Stadt Osterode. Daniel Wehmeyer ist stolz darauf, dass sein Hof als geschlossener Kreislauf funktioniert: Während die Kälber durch die Mutterkuhhaltung selbst dafür sorgen, genügend Milch zu bekommen, ernähren sich die Kühe und Rinder der etwa 240 Tiere zählenden Herde im Sommer überwiegend von Gras, Kräutern und Büschen der Weiden und Wiesen. Diese sind in der Umgebung des Hofes verteilt, aber auch im Oberharz ist das Harzer Rote Höhenvieh vom Biohof Düna als vierbeiniger Landschaftspfleger gefragt, wo es beispielsweise die Skipisten des Wurmbergs, dem zweithöchsten Berg im Harz, renaturieren. Die Jungbullen erhalten das ganze Jahr über zusätzlich ein hofeigenes Kraftfutter, das aus selbst erzeugten Teilen von Hafer, Weizen und Bohnen hergestellt wird. Im Winter sind die Tiere im Stall, das dann verfütterte Raufutter besteht aus Kleegras und Silage. Alles wird nach dem Prinzip der 7-Felder-Wirtschaft angebaut, der jeweilige Standort bestimmt die Fruchtfolge, und der anfallende Rindermist wird wiederum als Dünger fürs Getreide eingesetzt. Grundsätzlich achtet Daniel Wehmeyer darauf, dass die Äcker rund ums Jahr grün sind, damit nicht so viel Humus abgebaut wird.
Alle zwei Wochen kommen zwei Jungbullen zum Schlachter. Sie haben dann mindestens zwei Sommer auf der Weide verbracht und bringen etwa 700 Kilogramm Lebendgewicht auf die Waage. Da die Tiere es gewohnt sind, zum Wechsel der Weiden auch mal transportiert zu werden, sind sie den Verladeprozess gewohnt – nur das Ziel ist ein eben anderes. Die weitere Verarbeitung des hochwertigen und aromatischen Rindfleisches erfolgt dann in der hofeigenen Metzgerei, von wo aus es an Gastronomen der Umgebung und im eigenen Hofladen vermarktet wird.

Kontakt zum Biohof Düna unter www.biohofduena.de