Die bayerischen Indoor-Fischer

Garnelen haben sich in den letzten 20 Jahren vom Luxus- zum Massenprodukt gewandelt – und das nicht ohne dramatische Folgen für die Umwelt. Die kleinen Tierchen werden zum Teil unter fragwürdigen Bedingungen produziert und um den halben Globus gekarrt, um schließlich unsere Gaumen zu kitzeln. Dass es auch anders geht, zeigt Crusta Nova im Landkreis Erding bei München.

Wer bei Garnelen an possierliche Krustentiere denkt, die munter auf den Meeresböden der Welt herumkrabbeln, gibt sich einer Illusion hin. Die Nachfrage nach diesen Meeresfrüchten ist global um ein Vielfaches größer, als dass der Bedarf mit Wildfang gedeckt werden könnte. Zudem ist das Fischen mit Schleppnetzen für das Öko-System im Meer alles andere als unproblematisch. So hat sich die Aquazucht in vielen Ländern etabliert und zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Die weltgrößte Garnelenproduktion findet in Thailand statt, aber auch in anderen asiatischen Regionen wie China, Indonesien, Vietnam, Indien sowie auf dem südamerikanischen Kontinent werden Garnelen im großen Stil gezüchtet. Mit allen ökologischen Konsequenzen, die seit Jahrzehnten immer wieder zu skandalträchtigen Schlagzeilen führen und zumindest zeitweise die Lust auf Garnelen empfindlich stören.

Die Halle, in der sich die Salzwassergarnelen befinden, ist wie ein Kühlschrank gedämmt. Geheizt wird höchstens im Winter bei starken Minustemperaturen.

Nach vier Monaten sind die Garnelen groß genug und können abgefischt werden.

Umso spannender, dass es seit 2012 im Münchener Umland ein Unternehmen gibt, das sich auf die Zucht von Salzwassergarnelen spezialisiert hat – fernab von Gezeiten und Meeresküste. Der Zufall war der tatkräftige Steigbügelhalter für eine erfolgreiche Idee: Crusta Nova-Gründer Fabian Riedel traf nach dem Jurastudium einen ehemaligen Schulkameraden wieder, einen angehenden Lebensmitteltechnologen, der zu diesem Zeitpunkt mitten in München in seinem Schlafzimmer Krebse züchtete. Riedel war fasziniert, erforschte den Markt und stieß auf das Potential für Zuchtgarnelen – die Aquakultur gilt als das am schnellsten wachsende Segment der globalen Nahrungsmittelindustrie. Er überlegte, wie sich die Erfahrungen seines Schulfreundes von den Krebsen auf die Garnelen umsetzen ließe. Die Idee bekam Hand und Fuß und in Langenpreising eine Heimat. Crusta Nova produziert mit einem Volumen von ca. 30 Tonnen im Jahr die begehrten Krustentiere für die Gastronomie und den Endverbraucher – es ist nach Riedels Angaben die größte Indoor-Garnelen-Aquakulturanlage Europas – und das nachhaltig und in überzeugender Qualität. Ein weiterer Vorteil: Die Salzwassergarnelen kommen als Frischware zum Abnehmer, im Gegensatz zu den sonst in Deutschland konsumierten Garnelen, bei denen es sich aufgrund des langen Transportweges überwiegend um importierte Tiefkühl-Produkte handelt. Der Zusatz von Medikamenten und Hormonen ist bei Crusta Nova kein Thema – es gibt in Europa keine Krankheitserreger, die die Garnelen fürchten müssten, wie uns Fabian Riedel im Gespräch erklärt. Das Unternehmen kauft die Larven beim Weltmarktführer in Florida, danach werden sie etwa vier Monate lang aufgezogen, bis sie abgefischt werden und in den Handel kommen oder über den firmeneigenen Online-Shop (www.crustanova.com) bestellt werden können.

Crusta Nova-Mitarbeiter beim Abfischen der ausgewachsenen Garnelen

Vorbereitung der bestellten frischen Ware für den Versand

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